10 Jahre „Wache 8“ gemeinsam für Münster: Bündnis der Hilfsorganisationen ergänzt Notfallrettung in Münster

Marathon - auch für die vier HilfsorganisationenDie „Wache 8“ in Münster kann Ende September ein kleines Jubiläum feiern: am 30. September 2005 begann beim DRK an der Zumsandestraße die erste Schicht. Seitdem ist ehrenamtliches Rettungsfachpersonal vom Arbeiter-Samariter-Bund, dem Deutschen Roten Kreuz, der Johanniter-Unfall-Hilfe und dem Malteser Hilfsdienst in die Notfallrettung unter der Leitung der Berufsfeuerwehr Münster eingebunden.  Damit sammeln die Ehrenamtlichen wichtige Praxiserfahrungen für ihre eigentlichen Aufgaben im Bevölkerungsschutz. Mittlerweile hat sich dieses Münsteraner Modell etabliert. Es ist in den vergangenen zehn Jahren zu einem wichtigen Einsatzfeld der Hilfsorganisationen geworden, aber auch zu einer wertvollen Ergänzung der präklinischen Notfallversorgung in Münster. 812 Einsätze gab es 2014. 450 Einsätze bereits in diesem Jahr. Zum Start der Wache 8 waren es lediglich 146 Einsätze.

Immer freitags, samstags und sonntags wird am Rande der Münsteraner Innenstadt in drei Schichten ein zusätzlicher Rettungstransportwagen mit qualifizierten Ehrenamtlichen in Dienst genommen, um das Gebiet zwischen den Feuerwachen 1 und 2 abzudecken. Dies umfasst in etwa einen Quadratkilometer rund um das Mauritz-Viertel, kann jedoch im Bedarfsfall auch weit darüber hinaus liegen. In den auf den ersten Blick kleinen Wachbereich fällt auch das Umfeld des Hauptbahnhofes. Jedes Wochenende hat im Wechsel eine der vier Organisationen Dienst. Das DRK stellt dafür das Gebäude seines Kreisverbandes und die notwendige räumliche Infrastruktur zur Verfügung.

„In Münster ist es mittlerweile ein vertrautes Bild, dass ein Rettungswagen der Hilfsorganisationen und ein Notarzt-Einsatzfahrzeug der Berufsfeuerwehr  gemeinsam zu einem Einsatz gerufen werden“, so Ingo Schild vom ASB, der von Beginn an in seiner Freizeit dabei ist.  „Die hauptberuflichen Kollegen der Feuerwehr wissen, dass sie sich auf ihre ehrenamtlichen Kolleginnen und Kollegen verlassen können“, unterstreicht er. Dieses Vertrauen ist über Jahre gewachsen, denn außer während der regelmäßigen Schichten in der „Wache 8“ unterstützen die Hilfsorganisationen die Notfallrettung der Berufsfeuerwehr  auch in Zeiten hoher Belastung, wie etwa während eines Großbrandes oder während des Starkregens in der Nacht vom 28. auf den 29. Juli 2014 mit Personal, Rettungswagen und Notarzteinsatzfahrzeugen. Für ihre Arbeit auf der Wache 8 haben alle Ehrenamtlichen die erforderliche rettungsdienstliche Berufsausbildung. Sinnvoll und unverzichtbar ist die Einbindung der Hilfsorganisationen in die Notfallrettung der Stadt Münster vor allem deshalb, weil die eingesetzten Rettungsdienstler so an Praxiserfahrung gewinnen können. Diese Praxis und Routine benötigen sie besonders für ihre Tätigkeit im Katastrophenschutz und  bei einer Vielzahl von Sanitätsdiensten innerhalb und außerhalb Münsters.

Hintergrund: Spitzenabdeckung im Rettungsdienst

Wenn der reguläre Rettungsdienst wegen vieler oder großer Notfälle überlastet ist, werden die Helferinnen und Helfer der Hilfsorganisationen alarmiert. Sie bilden dann die ehrenamtliche Verstärkung für die Notfallrettung und den Krankentransport.  Die Hilfsorganisationen können in Münster auf einen Pool von rund 250 Ehrenamtlichen, zehn Rettungswagen und vier Notarzteinsatzfahrzeugen zurückgreifen:  Gesundheits- und Krankenpfleger, Medizinische Fachangestellte, Juristen, Lehrer, Kaufleute, Studenten, Handwerker, Journalisten oder Polizisten wie Ingo Schild. Er betont, dass es bei der Einführung der Wache 8 nicht um eine Sparmaßnahme der Stadt ging, sondern darum, dass sich Ehrenamtliche und Hauptberufliche besser kennenlernen, zusammenarbeiten und sich abstimmen. „Zudem ist es Motivation für diejenigen, die sich lange ausbilden lassen, das Gelernte auch anwenden zu können.“ Gering ist der Aufwand für die Ehrenamtlichen der Hilfsorganisationen ganz bestimmt nicht, denn sie müssen genauso gut ausgebildet sein wie die hauptberuflichen Kolleginnen und Kollegen der Berufsfeuerwehr. Das heißt dann 160 Stunden Unterricht bis zum Rettungshelfer, 520 Stunden für die Ausbildung zum Rettungssanitäter und eineinhalb Jahre Vollzeitausbildung bis zum Rettungsassistenten bzw. demnächst Notfallsanitäter und 30 Stunden jährliche Pflichtfortbildungen.