„Manchmal muss man in Sekundenschnelle die richtige Entscheidung treffen.“

Lena MuellerLena Müller

19 Jahre,
Rettungssanitäterin im
Bundesfreiwilligendienst beim ASB.
Seit 2013 beim ASB.

Sie ist ein wenig zu groß und ein Erbstück ihrer Vorgängerin. Und dennoch trägt Lena Müller sie mit Stolz: ihre neue Dienstbekleidung. Damit ist sie ab sofort offizielles Teammitglied der Rettungswache-8-Besatzung. Die Rettungswache 8 gibt es nun seit fast zehn Jahren in Münster. Immer freitags, samstags und sonntags wird am DRK-Standort in der Zumsandestraße in drei Schichten ein zusätzlicher Rettungswagen mit zwei ehrenamtlichen Rettern in Dienst genommen, um die vielen Einsätze im Gebiet zwischen den Wachen 1 und 2 abzudecken. Auch wenn Lena Müller bereits erste Erfahrungen in ihrer Ausbildung zur Rettungssanitäterin und bei Sanitätseinsätzen sammelte, dieser Freitag ist für sie etwas ganz Besonderes. Ein wenig aufgeregt tritt sie ihre erste Schicht auf dem Rettungswagen im Mauritzviertel an. An ihrer Seite die beiden erfahrenen Kollegen Ralf Krüger und Marco
Pennekamp, die schon so einige Wochenenden ehrenamtlich für den Rettungsdienst der Wache 8 im Einsatz waren.

Das Gebiet der Rettungswache 8 umfasst in etwa einen Quadratkilometer rund um das Mauritz-Viertel, kann jedoch im Bedarfsfall auch weit darüber hinaus gehen. Jedes Wochenende hat im Wechsel eine der vier Organisationen Dienst. Außerdem unterstützen die Hilfsorganisationen die Notfallrettung der Berufsfeuerwehr mit Personal und Rettungswagen in Zeiten hoher Belastung, etwa während eines Großbrandes oder während des Hochwassers im Westmünsterland. Für ihr Engagement haben alle Ehrenamtlichen die erforderliche rettungsdienstliche Fach- oder Berufsausbildung.

Von der Notfallmedizin fasziniert
„Du übernimmst das Steuer“, sind sich die beiden „alten Hasen“ an Lena Müllers erstem Wache-8-Tag schnell einig. Und so klettert die zierliche Abiturientin hinter das große Lenkrad und bricht zu ihrer ersten Fahrt auf. „Das war ganz schön aufregend“, erinnert sie sich an diesen Tag zurück. Noch kennt sie sich in Münster nicht so gut aus, denn die Heimatstadt der 19-Jährigen ist Osnabrück. Erst seit September ist sie beim Arbeiter-Samariter-Bund in Münster, um dort ihren Bundesfreiwilligendienst zu absolvieren.

Eigentlich wollte Lena Müller direkt nach ihrem Abi mit ihrem Medizinstudium beginnen. Daraus wurde leider nichts, weil ihr Notendurchschnitt dafür nicht ganz ausreichte. Also musste eine sinnvolle Alternative her, um die Zeit bis zum Studium zu überbrücken. Den entscheidenden Tipp bekam sie dann von ihrem Nachbarn, der soeben seinen Bundesfreiwilligendienst beim ASB Münster absolviert hatte und der Abiturientin davon erzählte. Diese war sofort begeistert und bewarb sich.

Ihre Ausbildung zur Rettungssanitäterin hat die 19-Jährige längst mit Erfolg abgeschlossen. „Ich möchte auf jeden Fall Medizin studieren“, erzählt sie mit Begeisterung. Und ihre Erfahrungen als Rettungssanitäterin haben sie darin nur bestärkt. „Ich fand es schon immer faszinierend, zu verstehen, wie der menschliche Körper funktioniert.“ Besonders beeindruckt ist sie von der Notfallmedizin: „Hier kann man nichts im Voraus planen, sondern man muss manchmal in Sekundenschnelle die richtigen Entscheidungen treffen.“ Und weil in der Notfallmedizin nichts planbar ist, sind für sie die freiwilligen Einsätze auf der Rettungswache 8 eine ganz besondere Erfahrung.

Ein aufregender erster Einsatz
Jetzt wird es an diesem Freitagnachmittag für das ASB-Team ernst. Ein Funkspruch meldet: „ältere Damen mit akuten Kreislaufproblemen“. Der Puls von Lena Müller steigt an. Sie schaltet das Signalhorn ein und bricht zu ihrer ersten Blaulichtfahrt auf. „Die Nächste links abbiegen und hier dann rechts.“

Die beiden Kollegen führen Lena Müller routiniert an ihr Ziel. Schnell wird bei der alten Dame klar, dass die Kreislaufprobleme doch nicht so ernst, wie angenommen sind. Zeit für Lena Müller zum Durchatmen, bevor die Patientin ins nächste Krankenhaus gebracht wird. „Das war schon sehr aufregend, aber auch eine wichtige Erfahrung“, erinnert sie sich an ihren ersten Tag im Wache-8-Team zurück.

Aber nicht immer verlaufen die Einsätze so glimpflich. Besonders die Schicht am Samstag ist für die ehrenamtlichen Einsatzkräfte lang – sie beginnt um 10 Uhr morgens und endet abends um 22 Uhr – und oft sehr anstrengend. Denn dann sind viele Feierwütige auf Münsters Straßen unterwegs und übermäßiger Alkoholkonsum spielt nicht selten eine Rolle bei den Rettungseinsätzen.

Bei so viel Engagement bleibt Lena Müller oft nur noch wenig Zeit für ihre weiteren Hobbys. „Wenn ich mal ein wenig Freiraum habe, mache ich gerne Sport oder treffe mich mit Freunden“, erzählt sie. Mittlerweile hat sie sich auch in Münster gut eingelebt und neue Freundschaften geschlossen. „Es war genau die richtige Idee, meinen Freiwilligendienst hier in Münster zu machen und erste Erfahrungen im Rettungsdienst zu sammeln“, ist die angehende Medizinstudentin immer noch von ihrer Entscheidung überzeugt.